Rechtsextremismus in Schulen, die Ausschreitungen an Berliner Schulen nach dem 7. Oktober sowie die Auswirkungen weiterer multipler Krisen in der Welt bieten einen Nährboden für extremistische, antidemokratische, menschenfeindliche und antisemitische Positionen in der Gesellschaft und vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Gerade mit Blick auf die Ausschreitungen an vielen Berliner Schulen und die Rolle sozialer Medien bei der Verbreitung von Falschinformationen, stellt sich uns die Frage, wie man mit etwaigen Tendenzen frühzeitig umgeht und an Schulen ein tolerantes und demokratisches Miteinander fördert.

In der aktuellen Zeit ist zu beobachten, wie gezielt Gruppierungen aus dem rechtspopulistischen und rechtsextremen Spektrum versuchen, Jugendliche für ihre menschenfeindliche und diskriminierende Ideologie zu gewinnen.

Vor allem in Zeiten politischer Krisen finden diese besonders großen Anklang, auch wenn einzelne Fakten aus dem Kontext gerissen werden oder als einfache Falschinformationen identifiziert werden können. Um auch außerhalb des Unterrichts einer solchen Gefahr entgegenzuwirken, fordern wir, dass die Landeszentrale für politische Bildung im Bereich „Social Media“ eine stärkere Rolle einnimmt und als Instanz gilt, die jugendgerecht über die aktuellen politischen Herausforderungen aufklärt und gezielt gegen Falschinformationen vorgeht.

Auch im Kontext des Nahost-Konflikts sind Parallelen festzustellen. Viele Schüler:innen haben dabei durch Herkunft, Religion oder Bekanntenkreis einen direkten Bezug zum Konflikt.

Besonders spürbar war dies zu Beginn des Konflikts an vielen Schulen. Außerhalb der stattgefundenen Ausschreitungen war ein hoher Gesprächsbedarf vieler Schüler:innen zum Thema zu beobachten, dem nicht immer nachgegangen wurde. Auch heute, ein Jahr nach Beginn des Konflikts, ist dieser hohe Bedarf festzustellen. Falls dieser im Unterricht weiterhin unzureichend gedeckt wird, blicken wir besorgt auf die weitere Entwicklung innerhalb der Meinungsbildung vieler Schüler:innen, gerade durch das Erstarken extremistischer Positionen in sozialen Medien oder auch im direkten sozialen Umfeld. Wir halten eine frühere Auseinandersetzung innerhalb der Sekundarstufe I für notwendig.

Des Weiteren sehen wir die Stärkung und vermehrte Einsetzung außerschulischer Bildungsträger als eine weitere Voraussetzung, um den hohen Gesprächsbedarf zu decken und präventiv gegen Falsch- und Halbinformationen sowie jeglicher Form von Diskriminierung an Schulen entgegenzuwirken.

Mit dieser Problematik sind zudem weitere Faktoren zu berücksichtigen. Wie gehen die Schulen mit diskriminierenden Äußerungen von Schüler:innen oder Lehrkräften um? Wie können außerschulische Bildungsträger stärker eingebunden werden? Als Berliner Landesschülerausschuss halten wir deshalb eine stärkere Auseinandersetzung dieser Thematik für unausweichlich und fordern daher einen von der Bildungsverwaltung berufenen Runden Tisch in gemeinsamer Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung, um mit den schulischen Landesgremien, Expert:innen aus Schule und Gesellschaft und Verwaltung an Ideen zu arbeiten und das gesammelte Wissen zu nutzen, um jeweilige Lösungsansätze zu finden und innerhalb sowie außerhalb der Schule einzusetzen.

Die Autoren: der Landesschülerausschuss Berlin ist die offizielle Vertretung der 380.000 Berliner Schülerinnen und Schüler an Schulen in öffentlicher Trägerschaft.

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Zum Weiterlesen und -hören:

  1. Originalbeschluss des LSA, auf dem dieser Artikel basiert.
  2. Positionspapier des Landesschülerausschusses zu Auswirkungen von sozialen Medien auf Schülerinnen und Schüler.
  3. Ein Podcastinterview mit dem Vorstand des Landesschülerausschusses vom Juni 2024.

Beitragsbild: Marco Fechner / Gemini.ai