Gestern war ich beim Berlin-Tag, um mich umzuschauen, was Bildungsträger in diesem Jahr suchen und bieten und um nette Menschen wiederzusehen, die ich aus meinen Ehrenämtern und/oder meinem Podcast kenne. Ein kleiner Bericht und ein paar Bilder finden sich drüben auf meinem Instagram-Kanal.
Ich möchte Ihnen eine Frage stellen:
Stellen Sie sich vor, Sie sind eine Bildungsverwaltung, die eine Messe veranstaltet, auf der sie unter Anderem für den Lehrkräfteberuf wirbt und Personal für die Schulen sucht. Die schulischen Standbetreiber stellen fest, dass im Vergleich zur letzten Messe wenige Lehrkräftebewerber vor Ort sind (was aber zum Teil auch am Zeitpunkt der Messe kurz nach Schuljahresbeginn liegen kann). Jetzt tauchen rund zwei dutzend Lernbegleiter auf und erklären, dass sie ihren nach aktuellem Stand nicht weiterfinanzierten Job in „Brennpunktschulen“ weiter ausüben möchten.
Die Schulleitungen betreffender Schulen beklagen seit Tagen, dass sie diese Menschen dringend brauchen, um Jugendliche mit multiplen Problemlagen zum Schulabschluss bringen zu können und die Lernbegleiter erklären unmissverständlich im Chor und im Flashmobformat, „Wir haben Energie“.
Das ist Ihre Chance als Arbeitgeberin. Greifen Sie zu. Diese Chance auf Personal in Kombination mit der Möglichkeit, sich als unkonventionelle Arbeitgeberin zu präsentieren, kommt vielleicht nicht wieder!
(Susanne Vieth-Entus vom Tagesspiegel, die ich während des Flashmobs der Teachfirst-Fellows traf, hat drüber berichtet und auch die Hintergründe und den Vorlauf beleuchtet und aufgeschrieben).
Wie handeln Sie?
a) Sie stellen die offensichtlich hoch motivierten Leute vom Fleck weg ein, auch, weil junges Lehrpersonal mit Hang zu demokratischen und friedlichen Ausdrucksformen in einer Zeit des angepassten Biedermeiers dringend gebraucht wird.
b) Sie bieten Vorstellungsgespräche an, um das ganze nochmal in Ruhe zu besprechen und eine Lösung zu suchen, bitten die Lernbegleiter aber mit einem Augenzwinkern, „beim nächsten Mal nicht in Gruppen in den (Klassen)raum zu stürmen“.
c) Sie setzen die Leute vor die Tür, weil Ihnen die Protestform nicht gefällt.
Wenn Ihre Antwort a) oder b) war, senden Sie bitte einen Brief, in dem sie erklären, warum Antwort c) falsch ist, an die
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie
Referat für dermaßen ausgefuchste Personalanwerbestrategien, dass sie draußen niemand versteht.
Bernhard-Weiß-Str. 6
10178 Berlin
Sie können auch ein Fax senden an (030) 90227 5530. Viel Glück!