„Uns geht’s nicht gut. Und wenn wir da nicht rauskommen, dann hat das extreme volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen.“, so Quentin Gärtner, der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, auf einer Pressekonferenz in dieser Woche. Die Bundesschülerkonferenz fordert unter Anderem mehr Personal in der Schulsozialarbeit, die Förderung von Medienkompetenz, Fortbildungen für Lehrkräfte und pädagogisches Personal, verbindliche Schutzkonzepte gegen Mobbing und Diskriminierung, Schulbauten mit Rückzugsräumen und ausreichend Platz.
Er unterstrich damit auch zentrale Feststellungen des jüngsten IQB-Trends zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Es bleibt bemerkenswert, wie sich der Diskurs teilt, wenn es um die Frage geht, wie das Bildungssystem wieder nach vorne gebracht werden kann. Dem Diskurs, in dem mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse und Kapazitäten von Kindern und Jugendlichen gefordert wird, steht ein Diskurs gegenüber, der von den Jugendlichen mehr Disziplin, mehr Anpassung und mehr Selektion verlangt und der die mentale Gesundheit von Jugendlichen am liebsten mit Smartphoneverboten lösen können möchte.
Das Land Berlin beispielsweise hat mit der jüngsten Schulgesetznovelle den Druck beim Übergang von der Grundschule auf die weiterführenden Schulen noch weiter erhöht. Auch bei der frühkindlichen Bildung scheint man mit Blick auf den Entwurf des neuen Berliner Bildungsprogramms den gesellschaftspolitischen Rückwärtsgang einlegen und den Kindern wieder mehr Schablonen überstülpen zu wollen.
Kinderarmut (25% der Berliner Kinder leben in Armut) wird mit der Bekämpfung von Armen begegnet. In einem Drittel der sanktionierten Bürgergeldhaushalte leben Kinder, die damit noch weiter in die Kinderarmut mit all ihren Folgen gedrängt werden (Link).
Mit der Vorsitzenden des Bezirksschülerausschusses Pankow, Lilo Kranich, sprach ich in der in dieser Woche erschienenen Episode 105 von „Herr Fechner lädt zum Gespräch“ über die Pankower bzw. Berliner Perspektive. Neben der mentalen Gesundheit und der politischen Sichtbarkeit ihrer Generation ist und bleibt eins der drängenden Themen der Berliner Schülergremien der Umgang mit Rechtsextremismus an Schulen, der mittlerweile auch mehrfach gegenüber der Bildungsverwaltung angemahnt wurde. Diese hat einen runden Tisch in Aussicht gestellt, allerdings ist dieser immer noch nicht in Sichtweite.

Die Beschäftigung mit der Familien- und Bildungspolitik ist derzeit kein vergnügungssteuerpflichtiges Unterfangen, aber es muss ja auch wieder bergauf gehen und bis dahin rolle auch ich Steine den Berg hinauf.
Dass die Schulferien enden, bedeutet auch, dass die schulischen Gremiensitzungen wieder beginnen. Unter Anderem konstitiuiert sich der Bezirkselternausschuss Pankow neu, dem ich auch in diesem Schuljahr wieder angehören darf und ich freue mich drauf.
In meinen beiden Podcasts gibt’s in den nächsten 14 Tagen ein paar Episoden zur beruflichen Orientierung von Jugendlichen. Es waren gute Gespräche, die ich da führen durfte. Stay tuned!
Ein kleiner Pressespiegel
“Berliner Mischung“ aktuell
„#105 Was treibt Schüler:innen derzeit um, Lilo Kranich?“
„Was treibt Schüler:innen derzeit um?“ – mit dieser Leitfrage sprach ich mit Lilo Kranich, der Vorsitzenden des Bezirksschülerausschusses Pankow. Wir sprachen über Rechtsextremismus an Berliner Schulen, darüber, ob sich ihre Generation gesehen fühlt und was es bedeutet, wenn verpflichtende Klassenräte nicht überall stattfinden. Außerdem ging es um ihre Haltung zu Smartphone-Verboten für Schüler:innen.
„#06 How to: Elternvertretung im Landeselternausschuss. Gast: Norman Heise“
Mit Landeselternsprecher Norman Heise sprach ich darüber, was der Landeselternausschuss Berlin eigentlich ist, wie er arbeitet und welche Möglichkeiten zur Mitwirkung Eltern dort haben.
Grundschulen klagen seit Jahren, dass es um die Grundfertigkeiten der Erstklässler:innen nicht gut bestellt ist, wodurch die Kinder bereits sehr früh abgehängt werden. Der Berliner Landesverband des „Verband Bildung und Erziehung“ fordert jetzt deshalb jetzt eine verpflichtende frühkindliche Bildung in Form einer „Vorschule oder Kitapflicht“ und nährt die Debatte um die frühkindliche Bildung.
Was war noch los?
„Schreiben statt Wischen: Warum Schulen Grenzen bei der Digitalisierung brauchen“
In einem Kommentar aus dem Berliner Schulalltag wird betont, dass trotz aller Digitalisierung das Lernen mit Stift und Papier nicht vernachlässigt werden darf. Der Beitrag schildert, warum Schulen klare Grenzen beim Einsatz digitaler Medien setzen müssen, damit grundlegende Kompetenzen wie Schreiben und kritisches Denken gesichert bleiben.
Bildungssenatorin Günther-Wünsch (CDU) hat alle Schulinspektionen für 2025/26 vorerst gestoppt, um sie neu auszurichten. SPD-Bildungsexpertin Maja Lasić begrüßt zwar den Fokus auf Problemschulen, mahnt aber, den Kreis der zu prüfenden Schulen nicht zu eng zu fassen. Jeder Qualitätsverlust, etwa steigende Schulabbruchzahlen oder schlechtere Testergebnisse, müsse Anlass für Inspektionen sein. Auch die Grünen fordern, neben Basiskompetenzen das „psychosoziale Wohl“ der Schüler:innen stärker in den Blick zu nehmen.
Susanne Vieth-Entus vom Tagesspiegel kritisiert in einem Kommentar, dass Berlin fünf Jahre gebraucht hat, um Empfehlungen von Bildungsexpert:innen umzusetzen. Schulinspektionen sollen nun gezielt an den dringendsten Schulen ansetzen – doch dass dieses offensichtliche Reformvorhaben so lange verschleppt wurde, wird als bildungspolitisches Armutszeugnis gewertet. Zwar ist die Fokussierung der Inspektionen auf echte Problembereiche richtig, doch das jahrelange Zögern des Senats habe wertvolle Zeit gekostet.
Pressemitteilungen
„Treptow-Köpenick eröffnet Familienservicebüro“
Mit der Eröffnung des Familienservicebüros Treptow-Köpenick hat der Bezirk eine neue zentrale Anlaufstelle für Familien geschaffen, die Unterstützung in wichtigen Lebenslagen und bei Behördenangelegenheiten benötigen. Familien erhalten dort Beratung zu Themen von Elterngeld und Kitagutscheinen bis hin zu Erziehungs- und Schulfragen. Staatssekretär Falko Liecke (CDU) betonte, dass nun in allen zwölf Bezirken feste Anlaufstellen bestehen, um auf Anliegen von Familien schnell und unbürokratisch einzugehen.
„Krisengetriebene Investitionsschwäche trifft zunehmend auch Arbeitskräfte und Nachwuchs“
Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) zeichnen ein stagnierendes Bild des Arbeitsmarkts in Berlin. Eine Herbstbelebung blieb aus, und die Zahl gemeldeter Ausbildungsstellen ist deutlich zurückgegangen – ein Warnsignal, dass viele Unternehmen wegen Unsicherheit und hoher Kosten weniger ausbilden. UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp warnt davor, in dieser Lage eine Ausbildungsplatzabgabe einzuführen („für die Unternehmen Gift“). Statt zusätzlicher Belastungen bräuchte es bessere Schulqualität sowie gemeinsame Anstrengungen bei Berufsorientierung und Vermittlung, um Fachkräfte-Nachwuchs zu sichern.
Beitragsbild: Marco Fechner/Ideogram.ai
…
