Nachdem ich im September 2023 schonmal zum gleichen Thema einen längeren Gastbeitrag im Tagesspiegel veröffentlicht habe und nachdem auch jüngst die Debatte über Smartphones in den Schulen wieder hochkochte, dachte ich mir, ich wäre vielleicht etwas „too late to the party“, aber eigentlich geht das bei dem Thema gar nicht. Aus diesem Grunde auch hier nochmal eine kurze Darlegung.
Was spricht eigentlich gegen Handys in Schulen?
Aus meiner Sicht eine ganze Menge:
- Die Nutzung der Smartphones macht erwiesenermaßen süchtig. Übrigens auch Erwachsene.
- Für die Algorithmen sozialer Netzwerke gilt das Gleiche und überdies sind sie Einfallstor für Desinformation, Hassrede und Propaganda und somit schon in ihrer Konstitution eine Herausforderung für den schulischen Bildungsauftrag. Das Problem betrifft übrigens auch Erwachsene, wie man an der generellen Qualität gesellschaftlicher und politischer Debatten erkennt.
- Die intensive Nutzung von Smartphones kann die Konzentrationsfähigkeit massiv beeinträchtigen.
Aber:
ein Verbot der Nutzung von Smartphones oder die Einschränkung der Nutzung liegen bereits heute in der Regelungshoheit der Schulen und diese nutzen selbige auch im Rahmen ihrer Hausordnungen. Im Sinne der Durchführung des Unterrichts kann dies sinnvoll sein. Ebenso muss die Frage besprochen werden, in welchem Maße die kleinen Geräte Teil des Unterrichts sein können und sollten.
Die Antwort darauf wird von Schule zu Schule und zwischen den Altersstufen unterschiedlich ausfallen und das ist auch sinnvoll so, weshalb die Politik hier nicht grundsätzlich eingreifen sollte. Auch dieser Aushandlungsprozess ist Teil des schulischen Bildungsauftrags und er sollte unter Einbeziehung der Elternhäuser stattfinden.
Und:
diese Debatte ist in ihrem Ansatz eine Scheindebatte. Keiner der oben genannten Punkte wird sich durch grundsätzliche Handyverbote in Schulen lösen lassen. Wenn „die Politik“ diesen Problemen gerecht werden will, muss sie die Hersteller von Smartphones und die Betreiber sozialer Netzwerke adressieren und nicht die Kinder.
Man würde auch keine Drogen an Kinder ausgeben und diese dann auffordern, das Zeug bitte nur außerhalb der Unterrichtszeiten zu konsumieren.
Kultuspolitik, die ihrem politischen Auftrag gerecht werden möchte, muss sich mit den Betreibern sozialer Netzwerke und den Herstellern von Smartphones anlegen, aber nicht mit Kindern und auch nicht mit den Hausordnungen von Schulen.
Eine solche Auseinandersetzung täte übrigens auch „uns Erwachsenen“ gut. Es ist kein „Kinderproblem“.
