Eine Glosse.
Da sprach Bundesbildungs- und Familienministerin Karin Prien (CDU) vor den Sommerferien in einem Interview der „ZEIT“ von ihrer Beobachtung, „dass bestimmte Erziehungsleistungen keine Selbstverständlichkeit mehr sind“. Sie denke ans Vorlesen, ans gemeinsame Spielen und Reden. „Man kann auch weniger als früher voraussetzen, dass Eltern mit ihren Kindern Ball spielen oder schwimmen gehen. Das ist ein Problem“, sagte sie.
„Ach was!?“ möchte man Ministerin Prien zurufen, wäre man nicht bereits mit dem Alltag der eigenen Familie völlig ausgelastet und am täglichen Jonglieren mit dem eigenen Job, den Terminen, die so ein Familienalltag regelmäßig mit sich bringt, dem ganzen Haushaltskram, der sich angeblich von allein machen würde und noch ein paar anderen Themen, mit denen man sich zu beschäftigen hat. Spoiler: wir sind uns einig, Frau Ministerin. Ich würde auch allgemein annehmen, dass ein übergroßer Teil der Eltern Ihrer Feststellung zustimmt, dass es schön wäre, hätten Eltern mehr Zeit für ihre Kinder.
Was folgen könnte…
…nach so einem Einwurf, wären Debatten über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, über die Zuverlässigkeit frühkindlicher Betreuungseinrichtungen (wer sein Kind um 12:30 Uhr von der Kita abholen muss, weil Personal ausgefallen ist, wird im Homeoffice weder die volle Aufmerksamkeit fürs Kind, noch für den Job haben), über die Schulen und die Qualität des Ganztags und so weiter. Man könnte auch eine Debatte über den Preis von Büchern und die ausgefallene Kindergrundsicherung anstoßen und noch Vieles mehr.
Stattdessen…
…entnehme ich der heutigen Debattenlage, dass die Bundesregierung gern die 48 Stunden-Woche einführen möchte und dass man die Pflegestufe 1 abschaffen möchte.
Ich werde morgen darüber nachdenken,
ob ich mit meinen älteren Angehörigen mit Pflegestufe 1, genauso, wie mit meinen Kindern vielleicht einfach ins Büro umziehe. Da können die sich miteinander beschäftigen, alle sind betreut und gegenseitig versorgt, ich kann in Ruhe meine 48-Stunden-Woche ableisten, meine Frau die ihrige ebenfalls und die Kinder können sozusagen im Früheinstieg berufliche Perspektiven wahlweise im Büro, oder im begleiteten Seniorenwohnen erproben.
Mit so einem Konzept wäre auch das vom Berliner Senat zusammengestrichene Praxislernen auf völlig neue Beine gestellt.
Die Hausaufgabenbegleitung gibts dann künftig in der Mittagspause.
Wenn Sie mir jetzt sagen möchten…
mir würde es an der notwendigen Ernsthaftigkeit fehlen, liebe Leserin und lieber Leser, dann haben Sie die aktuelle Familienpolitik noch nicht gesehen.
…